Lebensqualität statt Wachstum. Zum Aufstieg eines neuen Leitkonzepts seit den 1970er Jahren

Vom Städtebau bis zum Gesundheitswesen, vom Umweltschutz bis zur Sozialpolitik, vom Jugendprojekt bis zur Altersfürsorge: Lebensqualität avancierte seit den 1970er Jahren zu einem neuen Zielbegriff in Politik und Gesellschaft. Regierungen und Politiker beidseits des Atlantiks nutzten den Begriff, um für neue Werthaltungen zu plädieren, die über den Zielhorizont der Nachkriegsära mit ihrem Fokus auf materiellen Lebensstandard und öko¬nomisches Wachstum hinausreichten. Sozialwissenschaftliche Forschungsinstitute, staatliche Administrationen und internationale Organisationen lancierten ambitionierte Lebensqualitätsprogramme, die darauf abzielten, alternative Wohlstandsmasse zum ubiquitär verwendeten Bruttosozialprodukt zu entwickeln. Damit entstand eine neue Welt von Zahlen, Fakten und Ideen, die Diskussionen über Wachstum und Wohlfahrt beeinflussten. Der Beitrag erhellt den Aufstieg des Lebensqualitätskonzeptes und diskutiert seine mitunter ambivalenten Auswirkungen auf Politik und Gesellschaft seit dem Ende der Wachstumseuphorie.

Intervenant-e